Geschichte der Orgel

Gottfried Fritzsche (1637/38), Arp Schnitger (1677), Johann Paul Geycke (1770) und Philipp Furtwängler (1848/49) haben an der wohl aus dem 16. Jahrhundert stammenden Orgel gewirkt. Zu Beginn der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurde sie umfangreich von Fa. Hillebrand aus Hannover restauriert.

Die ursprüngliche Orgel stammte wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ihr Erbauer ist unbekannt. Sie wurde 1637/38 von Gottfried Fritzsche aus Altona-Ottensen und 1677 von Arp Schnitger (damals noch in Stade wohnhaft) repariert. Es war der erste Auftrag für Schnitger als selbständiger Meister. Diese alte Orgel befand sich - laut Inventarium von 1784 - auf der Nordseite nicht weit vom Altar.

1770 wurde sie nach Westen verlegt und um vier Stimmen, zwei Zimbel-Sterne und einen Tremulanten vermehrt. Das geschah durch den Hamburger Orgelbauer Johann Paul Geycke. Zudem erweiterte er die Orgel um zwei Basstürme und gab ihr den heutigen Prospekt. Die damalige 20-stimmige Disposition verzeichnete 1833 der Lesumer Organist Renken. 1848/49 entfernte Philipp Furtwängler aus Elze das Brustwerk und legte dafür ein neues Hinterwerk an.
In den Jahren 1989 bis 1993 wurde die Orgel von der Fa. Gebr. Hillebrand aus Hannover restauriert. Das Hinterwerk Furtwänglers wurde hierbei entfernt und die Disposition von 1770 des Johann Paul Geycke rekonstruiert, so dass die Orgel nunmehr wieder 22 Register auf den Werken Hauptwerk, Brustwerk und Pedal besitzt. Aufgrund der wertvollen, älteren Register, welche von Geycke wiederverwendet wurden, ist das einzige Geycke-Register der Pedalprinzipal 8. Im Hauptwerk und Brustwerk wurden das Pfeifenmaterial von 1637/38 des Orgelbauers Gottfried Fritzsche restauriert, welcher ebenfalls schon ältere Pfeifenreihen der "Scherer Schule" verwendete. Nachweisliche Dispositionsänderungen durch Arp Schnitger im Jahre 1677 wurden in allen drei Werken aufgrund des vorhandenen Pfeifenmaterials restauriert bzw. rekonstruiert.
Im März 2011 wurde an der Orgel ein großer Bleifraß-Schaden festgestellt. Über 1000 Orgelpfeifen waren betroffen, 853 Labialpfeifen und 168 Lingualpfeifen. Die Restaurierungsarbeiten wurden von Fa. Hillebrand durchgeführt.                             

Disposition:
(22 / HW/BW/Ped)

 

Hauptwerk
Principal 8’ (H)
Quintadena 16’ (a)
Gedackt 8’ (a)
Octava 4’ (a)
Gedact 4' (a,H)
Nasat 3’ (a,H)
Octava 2'(a,H)
Tertia 1 3/5’ (a,H)
Mixtur IV (H)
Trompete 8’ (a,H)

 

Brustwerk
Quintadena 8’ (a,H)
Flöte 4’ (a,H)
Octave 2’ (H)
Quinte 1 1/3’ (H)
Regal 8’ (H)

 

Pedal
Subbass 16’ (a)
Principal 8’ (G)
Octava 4’ (S)
Octava 2’ (F)
Posaune 16’ (H)
Trompete 8’ (H)
Trompete 4’ (H)

 

Pfeifenwerk:
a = 16. Jahrhundert
F = Gottfried Fritzsche (1637/38)
S = Arp Schnitger (1677)
G = Johann Paul Geycke (1770/72)
H = Gebr. Hillebrand (1993)

Manualumfang: CD – c’’’
Pedalumfang: CD – c’
Manualschiebekoppel, Tremulant, Zymbelstern

4 Keilbälge
 

 

Weltkulturerbe Orgel - Orgelführungen

Die historischen Orgeln Deutschlands gehören seit 2018 zum Weltkulturerbe. Die Kirchengemeinden Borstel und Jork besitzen zwei dieser wervollen Instrumente. In der Orgelführung erfahren Sie die Geschichte und Eigenheiten dieser Unikate und hören ihren Klangreichtum in vielfältiger Musik von Barock bis zur Gegenwart.